Entlang der A32, dem Barrier Highway, führte uns unser Weg vorbei an Elizabeth, Gwaler und Burra. Leider war es schon seit dem wir Adelaide verlasen hatten dunkel und man konnte nicht wirklich etwas von der Landschaft erkennen, welche an einem vorbei flog. Das Auto war bis unters Dach vollgeladen.
Als Abendbrot gab es ein Foot-Long Subway Sandwich das sich jeder von uns noch gegönnt hatte. Ein paar Kilometer vor Peterborough bogen wir von der Hauptstraße in einen Feldweg ab, wo wir dann unser Zelt aufschlugen. Zum ersten Mal hieß es Wildcampen.
Im Licht der Autoscheinwerfer bauten wir unser Zelt hinter einem Gebüsch auf. Es war gerade mal 21 Uhr, aber wir fühlten uns als ob es schon weit nach Mitternacht wäre. Und da man mitten in der Pampa auch nichts anderes mehr machen konnte, beschlossen wir auch gleich ins Bett zu gehen.
Der nächste Morgen erwartete uns mit Sonnenschein und milden Temperaturen. Arne hatte nicht sonderlich geschlafen, da er der Meinung war in der Nacht Hundegebell und ein Jaulen gehört zu haben. Ich jedenfalls hatte super geschlafen.
Wir machten Frühstück, bauten unser Zelt ab und packten unser Auto. Gegen 10 Uhr ging es dann wieder auf die Straße.
In Peterborough tankten wir noch einmal Gas und füllten unsere Benzinkanister, die wir in Adelaide gekauft hatten. Die Stadt hatte schon diesen typischen Western Style, wie man ihn aus den Filmen kennt. Die meisten Häuser hatten eine Holzfassade, der örtliche Supermarkt hieß General Store. Nur die Straße war schon geteert.
Weiter über die B80 ging es nach Orroroo, Carrieton, Cradock und Hawker. Das Autogas kostete hier schon 85 Cent - ca. 20 Cent mehr als in Adelaide. Da wir auch auf der Suche nach einem Geldautomaten waren, schlugen wir den Weg Richtung Wilpena ein.
Arne hatte nämlich bereits vor 4 Wochen seine Westpac Bankkarte in einem Automaten vergessen. Er hatte es zwar gleich gemeldet und eine Neue beantragt, doch irgendwie ist den Bankleuten ein Fehler unterlaufen und so wurde die Karte auch nicht nach Kangaroo Island geschickt, wo wir ja 3 Wochen eine feste Adresse hatten. Und auf Kangaroo Island gab es keine Bankfiliale. Als wir wieder in Adelaide waren, ließ er sich dann die Karte in eine Filiale nach Alice Springs schicken, die dann dort abholbereit auf ihn warten sollte.
In Wilpena sollte es einen Bankautomaten geben, bei dem er mit seiner Visakarte Bargeld von seinem deutschen Konto abheben konnte. Aber auch das erwies sich als Fehlinformation. An der Wilpena Touristeninformation tankten wir erneut Gas, doch diesmal schon für 95 Cent je Liter. Wir stellten unser Auto ab und begaben uns auf eine kleine Wanderung auf den Mt. Ohlssen.
Der Weg führte über Stock und Stein zunächst durch mannshohes Gebüsch. Danach wurde der Anstieg immer steiler, die Felsbrocken größer und das Gebüsch weniger. Dies erlaubte uns allerdings immer wieder fantastische Ausblicke auf die umliegende hügelige, und in dem Teil der Flinders Ranges noch sattgrüne Landschaft.
Der Weg war durchaus anspruchsvoll und brachte uns schließlich bis auf die Spitze des Mt. Ohlssen. In einer Höhe von ca. 1.100 Metern hatte man einen atemberaubenden Blick über die Flinders Ranges und den Wilpena Pound.
Der Wilpena Pound war wie ein riesiger Krater, der aber nicht durch einen Einschlag oder einen Vulkanausbruch entstand, sondern allein durch Erosion. Ein riesiges, steinernes Amphitheater.
Alles war grün und da die Sonne schon etwas tiefer stand, warfen die umliegenden Hügel ihre Schatten in die Landschaft. Wir blieben eine Weile sitzen, starrten in die umliegende Landschaft und genossen die kühle Briese die uns um die Ohren wehte. Mit jedem Kilometer, den wir weiter ins Landesinnere vorstießen, wurde es nämlich wärmer und wärmer.
Nach dem Abstieg schlichen wir uns auf den nahe gelegenen Campingplatz um uns zu duschen. Für die Nacht suchten wir uns einen Rastplatz entlang der Hauptstraße, auf dem auch das Campen (so hofften wir zumindest) erlaubt war.
Dafür mussten wir allerdings erst wieder aus dem Nationalpark heraus. Der Rest war Routine: Zelt aufbauen, essen, schlafen gehen. Am nächsten Morgen frühstücken, Zelt abbauen, einpacken, weiterfahren.
Weiter ging es mitten durch den Nationalpark auf einer ungeteerten Straße. Die Landschaft änderte sich mal wieder schlagartig von grün zu braun-rot. Überall luden Aussichtspunkte zu verweilen und Fotos machen ein. Langgestreckte, flache Ebenen wechselten sich mit hügeligen und kurvigen Straßenabschnitten ab.
Als wir dann bei Blinman aus dem Auto stiegen um eine verlassene Miene zu besichtigen, fiel mir als erstes der nahezu platte, linke Hinterreifen unseres Autos ins Auge. Irgendwo auf den letzten Kilometern der Schotterpiste hatte sich wahrscheinlich ein scharfer Stein mitten in die Lauffläche des Reifens gebohrt.
Das hatte uns in dem Moment gerade noch gefehlt. Das Erste was uns wohl allen in dem Moment durch den Kopf ging war: „Was wird uns das wohl wieder Kosten?“. Da wir Mitten in den Flinders Ranges waren, tausend Kilometer von der nächsten wirklich großen Stadt entfernt, schätzten wir die Kosten für einen neuen Reifen auf ca. $150 bis $200.
Das nächste was uns durch den Kopf ging war: „Scheiße, um an das Ersatzrad zu kommen müssen wir fast den gesamten Kofferraum ausräumen“. Aber da wir keine andere Wahl hatten, fingen wir also an auf einem staubigen und steinigen Platz, direkt vor dem Eingang zur Mine, unsere Habseeligkeiten auszupacken.
Als wir dann endlich genug Platz hatten um den Ersatzreifen herauszunehmen kam mir ein weiterer Gedanke: „Funktioniert eigentlich unser Wagenheber und haben wir ein Radkreuz?“. Ich stellte die Frage den anderen, beide wussten keine Antwort. Nach dem Durchsuchen des hintersten Winkels des Kofferraums kam endlich die erlösende Nachricht, Luca hatte den passenden Schlüssel für die Radmuttern gefunden.
Allerdings machte uns anschließend der Wagenheber Probleme. Wir versuchten hinter die Funktionsweise zu kommen, doch irgendwie wollte sich das Teil einfach nicht bewegen. Eine ältere Frau beobachtete unser treiben schon ein paar Minuten, dann kam sie näher und sagte: „Mein Mann hat noch einen anderen Wagenheber falls ihr ihn braucht“. Wir nahmen das Angebot dankend an.
Nach den üblichen Fragen wohin wir wollen und woher wir kommen stellte sich heraus, dass der Mann ebenfalls aus Deutschland stammte. Trotzdem sprach er die ganze Zeit nur Englisch mit uns. Nach ca. einer Stunde hatten wir das Auto wieder flott gemacht. Wir bedankten uns artig und packten unsere Sachen wieder zusammen.
Danach konnten auch wir uns endlich die Miene ansehen. Bis auf ein paar Ruinen war da aber leider nichts zu sehen und an der Gittertür am Eingang zum Stollen stand: „Den Schlüssel gibt es im General Store in Blinman“.
Keiner von uns hatte aber die Lust wieder zurückzufahren und deshalb machten wir uns wieder auf den Weg. Diesen verkürzten wir allerdings erheblich, da wir etwas in Sorge um unsere Reifen waren. Schließlich hatten wir keinen Reservereifen mehr und die ausgewählte Strecke war wiederum nur Schotterpiste.
So verließen wir die Flinders Ranges über die Parachilna Scenic Road. Diese war zwar auch unbefestigt, aber dafür der kürzeste Weg zur nächsten geteerten Straße.
Wieder ging es über steinige aber gut befestigte Straßen durch die Berge, vorbei an ausgetrockneten Flussbetten und steilen Felshängen. Immer wieder gab es grüne Farbtupfer durch einzelne Bäume und Büsche in der sonst so staubigen Gegend.
Und plötzlich, wieder von einer Sekunde auf die andere, wichen die Berge dem flachen Land. Keine Kurven, keine noch so kleine Hügel. Nur eine brettflache Ebene und eine, wie mit der Schnur gezogene Straße.
Etwas später bogen wir dann endlich auf die lang ersehnte geteerte Straße B83 ein. Unser Ziel war die nächst größere Stadt, Leigh Creek, da wir uns dort die billigste Reparatur unseres Reifens erhofften.
Da es langsam spät wurde, suchten wir uns wenige Kilometer vor der Stadt einen Platz zum Schlafen. Die Wahl fiel auf ein trockenes Flussbett hinter einem Hügel, so dass man uns von der Straße aus nicht sehen konnte. Wir folgten dem Lauf ein kleines Stück und schlugen unser Lager auf.
Nachdem alles erledigt war, beschloss ich mich dem Backpacker Dasein noch etwas besser anzupassen. Das T-Shirt wich einem ärmellosen Shirt, die Schuhe meinen Badelatschen und meine, bis dahin relativ langen Haare, einem pflegeleichten Kurzhaarschnitt durch einen elektrischen Rasierer.
Zugegeben, so richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht. Aber als die anderen beiden mir sagten, dass mir diese Frisur steht und ich mich selbst im Spiegel davon überzeugt hatte, war ich richtig froh es gemacht zu haben.
Den Abend beendeten wir mit gegrillten Würstchen und Folienkartoffeln.