Vor Kulgera hatten wir auch die Grenze zum Northern Territory überquert. Auf einer riesigen Fläche, die aber vorwiegend nur Wüstengebiete aufweisen kann, wohnen gerade mal 240.000 Menschen - also nur 1% der Gesamtbevölkerung von Australien.

Dennoch hat dieser Staat mit dem Ayers Rock, den Olgas, Kings Canyon und dem tropischen Kakadu Nationalpark im Norden einiges an atemberaubender Natur zu bieten.

Bei Erldunda bogen wir also vom Stuart Highway auf den Lasseter Highway ab. Circa 150 km weiter beendeten wir unsere Fahrt für diesen Tag bei dem Roadhouse Curtin Springs. Dieses bot nämlich einen gratis Campingplatz und lag nur noch ca. 1 Stunde entfernt vom Ayers Rock.

Auf dem Weg zum Roadhouse war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Ayers Rock schon gesichtet hatte. Doch als wir näher kamen stellte sich heraus, dass es sich dabei lediglich um den Mt. Connor handelte. Dieser ragte genau wie der Uluru plötzlich ein paar hundert Meter hoch in den Himmel - doch da hatte ich mich zu früh gefreut.

Am Abend sprach uns noch ein älterer Mann an. Er hatte zwei Eintrittskarten für den Ayers Rock übrig. Diese waren für 3 Tage gültig und mussten mit $25 pro Stück teuer erkauft werden. Er bot uns diese Karten für $10 pro Stück an. Wir schlugen zu. Zum Glück hatte der Mann keine Namen auf die Eintrittskarten geschrieben, und so war es ein Leichtes sie wieder zu verkaufen.


Da ich unbedingt den Ayers Rock bei Sonnenaufgang sehen wollte, starteten wir am nächsten Morgen bereits kurz vor 6 Uhr. Sonnenaufgang war irgendwann gegen 7 Uhr. Mit der Morgendämmerung im Rücken drückte ich das Gaspedal durch. Am Eingang zum National Park zeigten wir unsere beiden Tickets vor - ohne Probleme. Wir bezahlten noch ein drittes Ticket für $25 und weiter ging es zu Parkplatz.

Dort erwartete uns schon eine Unmenge an Touristen, die mit Bussen und Autos herangekarrt wurden. Alle standen sie da und warteten auf den Moment in dem Sonne ihre ersten Strahlen auf den Monolithen warf. Keine Minute zu früh nahmen auch wir unseren Platz ein. Und dann war es endlich soweit, das erste Licht des neuen Tages traf auf den Felsen und tauchte ihn in ein orange-gelbes Licht.

Wie wild begannen alle mit ihren Kameras zu klicken. Einigen genügte ein Handy und andere dagegen waren mit Stativ, Spiegelreflexkameras und teuren Objektiven angereist. Jeder wollte diesen Moment so gut es geht dokumentieren und für die Ewigkeit festhalten.

Natürlich durften wir dabei nicht fehlen. Einen glücklichen Zufallsschnappschuss machte ich, als ein Typ neben dem Schild „Sunrise Area“ seinen blanken Hintern zeigte.

Nach wenigen Minuten war das Spektakel auch schon wieder vorbei, alle sprangen zurück in ihre Busse und Autos und brausten davon. Und wieder taten wir es ihnen gleich. Unser nächstes Ziel waren die Olgas, schließlich mussten wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang, den wir wieder am Ayers Rock genießen wollten, irgendwie sinnvoll nutzen. Nach ca. 30 km erreichten wir einen Aussichtspunkt, von dem aus man die Olgas überblicken konnte.

Die Olgas sind eine Reihe von kleinen Ulurus - kleine Felsen die sich kegelförmig gehoben haben und aus dem gleichen Gestein bestehen. Das heißt, auch diese leuchten wenn sie von der auf- oder untergehenden Sonne angestrahlt werden.

Viele sind auch der Meinung, dass die Olgas wesentlich schöner sind als der Uluru. Ich persönlich finde den Uluru beeindruckender, aber darüber soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Bei den Olgas angekommen stellten wir unser Auto auf dem Parkplatz für den „Valley of the Winds Trail“ ab und bereiteten uns auf die Wanderung vor. Dieser Wanderweg ist insgesamt 7,4 km lang und führt ein kleines Stück in die Olgas. Unterwegs trifft man zwei Aussichtspunkte.

Der erste von beiden (Karu) ist wenig spektakulär, doch man sollte sich davon nicht entmutigen lassen. Am zweiten Aussichtspunkt (Karingana) erwartet einen ein fantastischer Ausblick, den man sich aber zunächst durch einen kleinen aber steilen Anstieg erarbeiten muss.

Auf einem Hügel im Tal einer großen Felsspalte, eingerahmt von meterhohen, senkrecht nach oben verlaufenden roten Felswänden wird der Blick zunächst eingeengt. Ca. 100 m weiter hören die Felsen auf und geben die Aussicht auf eine Ebene frei die ebenfalls wieder von anderen, kegelförmigen, roten Felsen umringt ist.

Auf dieser kleinen Ebene wachsen grüne Bäume, Büsche, Sträucher und gelbes Gras. Ein genialer Ausblick, für den man sich unbedingt etwas zeit nehmen sollte, um ihn richtig genießen zu können.

Der Rest des Weges führt aus der Schlucht heraus und macht danach einen weiten Bogen zurück zum Parkplatz. Immer wieder bieten sich Plätze an zum kurzen Halt machen und fotografieren.

Danach ging es zur Picnic Area, wo wir auf unserem Gaskocher eine Ladung Nudeln zubereiteten. Nach einer langen Erholungspause ging es wieder zurück Richtung Uluru. Zuvor statteten wir aber dem Cultural Center des Nationalparks einen Besuch ab.

Der Ayers Rock und die Olgas sind Aboriginal Land, deshalb muss man als Tourist einige Regeln beachten. Zum Beispiel sind einige Teile das Ayers Rock so heilig, dass niemand sie betreten darf. Im Center erfuhr man einiges über die Geschichte, Mythen und Legenden der Aborigines.

Aber wie überall auch, regiert bei den Ureinwohnern des Kontinents das Geld die Welt. So werden im Souvenir Shop jede Menge Kunsthandwerk der Eingeborenen zu unglaublichen Preisen angeboten. Ein Holzspeer für schlappe $180. Ein kleines Körbchen aus Gras für $35. Das teuerste was ich gesehen habe, war ein 1x1 Meter großer Teppich für über $3.000 - ein Schnäppchen wenn man bedenkt, dass er von über $4.000 herabgesetzt wurde.

Anschließend ging es dann endlich zur Sunset Area. Ein paar Touristen hatten sich bereits schon eingefunden, obwohl es noch ca. 1 Stunde bis zum Sonnenuntergang war. Erstaunlicherweise hatte dieses Gebiet sogar Handynetz, so konnten wir endlich mal wieder ein Lebenszeichen nach Hause senden.

Kurz nach 18 Uhr war es dann zum zweiten Mal soweit. Wieder standen sie alle gespannt an der Absperrung, die Kameras im Anschlag. Langsam ging hinter unserem Rücken die Sonne unter und der Schatten der Nacht wanderte langsam über das Feld bis zum Ayers Rock.

Zunächst strahlte der Felsen in einem satten Orange, je näher der Schatten rückte, desto dunkler wurde der Felsen. Orange wandelte sich in Rot, Rot in Dunkelrot und schließlich in eine Mischung aus Rot und Schwarz. In jeder Farbgebung ein starker Kontrast zum blauen Himmel, dem gelb-grünen Gras und der roten Erde.

Als die Sonne verschwunden war, taten wir das gleiche.

Wir hatten nur einen einstündigen Rückweg zum Roadhouse, wo wir unser Zelt hatten stehen lassen. Da angekommen versuchten wir unsere 3 Tickets wieder weiterzuverkaufen, denn auch wir hatten unsere Namen nicht auf die Karten geschrieben.

Unser Weg führte uns zunächst zu einem Campervan, wo sich ein australisches Pärchen gerade auf die Nacht vorbereitete. Wir verkauften ihnen zwei unserer drei Tickets für $20 - exakt so viel, wie wir am Abend davor dem Mann bezahlt hatten.

Wir kamen etwas ins Gespräch und erzählten ihnen von unseren Pearlingvorhaben. Wieder mal zufällig hatten sie eine Emailadresse für uns, an die wir uns wegen diesem Job in dieser Industrie wenden konnten. Außerdem hatte das Mädel eine Schwester in Cairns (Ostküste) die Leuten Jobs im Reinigen von Luxusyachten vermittelt.

Wir wussten nicht ob wir diese Info noch einmal gebrauchen konnten, aber sicher ist sicher.

Unser letztes Ticket verkauften wir schließlich auch noch für $10 einem anderen Pärchen. So hatten statt normalerweise $75 nur insgesamt $15 bezahlt - ein gutes Geschäft.