Die Zeit verfliegt wenn man im Prinzip nichts anderes tut als zu Arbeiten. Bei Cleanaway hatte ich mich in der Zwischenzeit eingearbeitet und ein gewisser Alltag ist eingekehrt. Man kannte die Leute, man unterhielt sich über Gott und die Welt, machte Witze und versuchte irgendwie den Tag so gut wie möglich über die Runden zu bekommen. Ich versuchte meine Ausgaben auf einem Minimum zu halten und so viel zu arbeiten wie möglich. Meine Anstrengungen trugen erste Früchte, doch die waren auch bitter nötig, denn sonst würde ich mein monetäres Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Während meiner zweiten Woche bei Cleanaway verlegte man mich zu einem anderen Arbeitsplatz. Die Firma hatte eine alte Recyclinganlage gekauft und meine Aufgabe war es Ordnung im wortwörtlichen Chaos zu schaffen. Als ich zum ersten Mal meinen Fuß in die Anlage setzte, dachte ich an einen schlechten Scherz. Eine große, dunkle Halle mit einer Mülltrennungsanlage, jeder Menge Dreck und Abfall erstreckte sich vor mir. Man drückte mir einen Besen in die Hand und gab mir den Auftrag die Wände der kompletten Halle zu säubern. Eine Mörderaufgabe, denn die Dreckschicht war teilweise über einen Zentimeter dick und der aufgewirbelte Dreck machte einem das Atmen schwer. Dies war mit Abstand einer widerlichsten Jobs die ich je hatte und ich war stark am Überlegen, ob ich nicht kündigen sollte, denn schließlich war ich ja auch nach Australien gekommen, um Spaß zu haben und nicht um mich unnötigerweise zu quälen. Zumindest hatte ich den Entschluss gefasst, um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Da ich meinen Chef allerdings erst am nächsten Tag sehen würde, überlegte ich mir zumindest erstmal die passenden Worte. Am nächsten Morgen war meine Entschlossenheit schon wieder dahin, denn wenn ich es mir recht überlegte, ging es mir gar nicht so schlecht. Ich konnte ziemlich eigenständig arbeiten, ich konnte meine Arbeitsstunden selber aufschreiben, ohne dass sie von jemand nachgeprüft werden, ich konnte viel und sogar am Wochenende arbeiten und die Kollegen waren auch super. Ich entschloss also die Zähne zusammen zu beißen und das Beste daraus zu machen. Um mich bei der Arbeit besser zu schützen gab man mir (auf mein Verlangen hin) eine Overall und eine Staubmaske, die den Dreck so gut wie möglich von mir fern halten sollten. Tag für Tag schwang ich also den Besen und nach einiger Zeit wurde es tatsächlich besser. Die Wände waren gesäubert, Müll wurde zusammengetragen und abtransportiert und alles in allem war es schon sehr viel angenehmer. Ab und zu wurde mir auch mal Ehre erteilt, mit den Firmenwagen meines Chefs kurze Wege zu erledigen oder mit dem LKW Sachen über das Betriebsgelände zu fahren. Auf die Straße durfte ich damit leider nicht, da ich unglücklicherweise keinen LKW-Führerschein besaß. Es war zwar alles nicht wirklich eine große Sache, aber wahrscheinlich schon das Maximum was man einem Backpacker an Verantwortung übertragen konnte.